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Lügen haben schnelle Pfoten

Es ist relativ leicht, Menschen hinters Licht zu führen. Man erzählt ihnen aufregende Geschichten und eignet sich ein Auftreten an, das mehr an einen aufgeplusterten Gockel erinnert als eine Persönlichkeit. Teure Kleidung, das neueste Handymodell und ein dickes Auto reichen aus, um Eindruck zu schinden. Solche Menschen wollen mehr durch ihr Äußeres überzeugen als durch Argumente, die sie selten liefern können.

Menschen sind durch Äußerlichkeiten sehr leicht zu beeindrucken. Sie haben verlernt, auf ihre innere Stimme, ihr Bauchgefühl, zu hören und diesem zu vertrauen.


Was allerdings bei Menschen meist gelingt, geht bei Hunden nicht. Wer meint, durch lautstarke Kommandos und ein sich groß Aufbauen reicht aus, um seinen Hund in die Spur zu bekommen, wird meist eines Besseren belehrt.

Hunde geben uns Menschen viele Chancen und ich bin immer wieder überrascht, wie hoch doch die Toleranzgrenze bei manchen Hunden ist. Hunde senden uns viele Signale, ganz ohne Schnick Schnack oder Schauspielerei. Sie bitten uns in für sie kritischen Situationen um Unterstützung und fragen nach, wenn sie in einer bestimmten Situation nicht weiterwissen.


Übersieht der Mensch diese Signale oder interpretiert er diese falsch und trifft dementsprechend aus Sicht des Hunde falsche Entscheidungen, wird der Hund sich früher oder später von seinem Menschen abwenden und sein „eigenes Ding“ machen. Was auch sonst soll er tun, wenn er nicht verstanden wird?

Bei uns Menschen können wir meist ein anderes Verhalten beobachten. Menschen folgen gerne denjenigen, die große Töne spucken und Geschichten erzählen, die meist nicht stimmen. Man möchte fast schon sagen, je kurioser die Geschichte, umso mehr Menschen folgen diesen Leuten.


Gerne wird auch Angst angewendet, um die Menschen zu manipulieren und sie zu Verhaltensweisen bringen zu können, die sie ansonsten niemals tun würden. Angst ist immer noch das beste Mittel, um sich Menschen gefügig zu machen und sie zu steuern.

Im Gegensatz zu unseren Hunden hinterfragen viele Menschen nicht. Es reicht aus, dass ein „Offizieller“ ein wichtiges Gesicht macht und etwas von sich gibt, und die Masse folgt. Beeindruckt durch das Auftreten und die im ersten Moment schlüssigen Geschichten, wird das Bauchgefühl unterdrückt. Es reicht, wenn der Verstand den vermeintlich schönen Worten folgt.


Uns Menschen wurde unser Bauchgefühl seit Schulzeiten abtrainiert und viele haben verlernt, auf diese innere Stimme zu hören. Es ist die Stimme, die niemals lügt, uns niemals anlügt und uns vor so manchen schweren Fehlern bewahren kann. Wenn wir nur auf sie hören würden. Diejenigen, die uns manipulieren wissen, dass unsere Schwachstelle unser Verstand ist. Diesen können sie mit vermeintlichen Fakten, die sich meist selbst überholen, von der Wahrheit ablenken. So können sie Menschen dazu bringen Dinge zu tun, die ihnen manchmal sogar selber schaden.

Hunde dagegen lassen sich durch Äußerlichkeiten oder den angeblich allerwichtigsten sog. Grundkommandos nicht beeindrucken. Macht etwas in einer bestimmten Situation aus ihrer Sicht keinen Sinn, werden sie das Kommando nicht befolgen. Die Menschen nennen es anschließend stur oder meinen, dass der Hund nicht hört. Angst oder Unsicherheit zum Beispiel kann man nicht wegkommandieren, egal wir laut man auch brüllt. Doch so mancher Mensch will dies nicht sehen und bleibt seinem Verstand, der ihm dieses Verhalten gelernt hat, treu.

Dies geschieht, weil Mensch und Hund häufig aneinander vorbeileben. Der Mensch lebt in seiner Verstandeswelt und versucht, alles erklären und verstehen zu wollen. Dazu werden Situationen analysiert und überlegt, was zu tun ist, was richtig oder falsch ist. So lange mit dem seinem Verstand beschäftigt, ist der Hund meist bereits viele Schritte weiter.


Der Hund lebt in seiner Welt der Intuition. Hunde überlegen nicht lange, was sie wann tun sollen oder auch nicht. Hunde checken ab und entscheiden so wie es ihnen ihre „innere Stimme“ mitteilt, während der Mensch noch mit sich selbst beschäftigt ist.

Dieses lange Überlegen drückt sich im Außen meist in Unsicherheit aus. Was soll ich tun? Was ist jetzt richtig und was nicht? Was habe ich in welchem Buch gelesen oder was würde jetzt mein Nachbar sagen etc. So alleingelassen von seinem Menschen, wendet sich der Hund irgendwann ab und fragt nicht mehr nach. Er trifft seine Entscheidungen zukünftig allein, so wie es aus seiner Sicht in dieser Situation richtig ist.

Viele Menschen nennen dieses Verhalten irgendwann Problemverhalten und versuchen ihren Hunden dieses natürliche Verhalten abzutrainieren. Sie merken dabei nicht, dass sich ihr Hund immer weiter von ihnen entfernt und meist auch immer „störrischer“ wird.


Vermehrt bekommen Menschen in solchen Situationen den Rat, dass sie ihrem Hund zeigen müssen, dass sie der Chef sind. Sie sollen sich dafür groß vor den Hunden aufbauen und eine strenge Hand anlegen. Nun ja, meist geht es schief und so mancher Hund zeigt diesem Menschen, wer wirklich der Chef ist. Denn Hunde spüren, dass eine Persönlichkeit solch ein Verhalten nicht nötig hat. Sie überzeugt durch innere Haltung und nicht durch äußeres Schauspiel.

Aufgrund ihrer untrüglichen Intuition und ihrer hervorragend ausgebildeten Sinne durchschauen Hunde Schaumschläger daher sofort. Sie blicken hinter die „Cheffassade“ und erkennen den Schauspieler, der sie ins Unglück führen würde. In freier Wildbahn würde wohl so mancher Hund Reißaus nehmen.


Entfliehen können Hunde ihrem Dilemma meist nicht, und so bleibt ihnen nur die innere Flucht vor einem Menschen, der weder authentisch noch ehrlich zu sich und auch zu seinen Schwächen steht. Wenn Hunde Menschen vor sich haben, die ihnen etwas vorlügen, bekommen Hunde sehr schnelle Pfoten, um sich vor solchen Leuten zu schützen. Sie spüren instinktiv, dass diese Menschen ihnen nicht guttun. Wir kennen dieses Verhalten, wenn z.B. Besuch kommt und Hunde sich entweder vor diesem Menschen verkriechen oder lautstark verbellen wollen. Sie lesen im tiefsten Inneren und daher kann man Hunden nichts vorspielen.

Wir verfügen ebenfalls über diese Instinkte, doch wurde uns beigebracht, nur nach dem Verstand zu leben und zu entscheiden. Hinzu kommt, dass wir als Kinder gelernt haben, dass man immer freundlich und höflich zu jedem sein muss, selbst dann, wenn der Bauch laut „Alarm“ schreit! Man hat uns gelernt, dass man alles erklären und ergründen muss. Hunde lehren uns, dass wir mit dieser Art der Bildung von unserem Weg abgekommen sind.


Denn auch hier finden wir den einen großen Fehler, der sich durch unser gesamtes Leben zieht. Es wird alles und jeder über einen Kamm geschert und uns wird erzählt, dass alles und jeder nach einem Muster funktioniert.

Dass dem nicht so ist erkennen wir, wenn wir wieder die Individualität eines jeden Lebewesens erkennen und es annehmen, so wie es ist. Mancher lernt schneller, mancher langsamer. Mancher interessiert sich für Mathematik, ein anderer für Hunde usw.

So manche Menschen lassen ihre Intuition wieder erwachen und schalten öfter mal ihren Verstand aus. Sie fühlen und hören auf ihre innere Stimme, anstatt sich von außen manipulieren und ablenken zu lassen. Besonders aber merken diese Menschen, dass etwas nicht stimmt, wenn sie in Angst und Schrecken versetzt werden sollen. Nicht selten nennt man diese Menschen "Spinner", weil sie sich aus der von außen auferlegten Norm befreit haben.


Spätestens in diesem Moment, wenn Angst verbreitet wird,  sollten wir es unseren Hunden gleichtun und sehr schnelle Pfoten bekommen. Angst ist der schlechteste aller Ratgeber und hinter so mancher Angst verbirgt sich so manche Lüge. Hunde sind da meist schlauer als wir und durchschauen dieses Spiel sehr schnell. Manche Menschen brauchen länger und manche merken es nie. Auch dies ist leider ein Fakt.

Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung bin ich fest davon überzeugt, dass Hunde in unser Leben kommen, um uns etwas beizubringen. Zu dieser Lektion des Lebens gehört auch, dass wir genau den Hund bekommen, den wir brauchen. Was das ist, muss aber jeder für sich herausfinden. Für viele lautet die Lektion aber, wieder sich und seiner Intuition zu vertrauen und nicht über jedes Stöckchen zu springen, das einem vor die Füße gehalten wird.


Auch wir Menschen sind wunderbare Wesen. Wir haben es nur zugelassen, dass wir fast vollständig von der Natur entkoppelt wurden und deren Wunder kaum noch erkennen können. Viele Menschen spielen jeden Tag Theater, um andern zu imponieren und merken dabei kaum, dass sie immer unglücklicher werden. Bei Menschen funktioniert das, bei Hunden aber nicht. Sie fordern uns auf, wieder authentisch zu werden und mit ihnen wieder ein Teil dieser wunderbaren Welt zu werden, um unsere verlorenen Instinkte wieder zu entdecken und ihnen zu vertrauen. Es sind unsere Instinkte, die wissen, was uns guttut und was nicht. Kein Ratgeber dieser Welt und auch kein sog. Experte für was auch immer kann für jeden Einzelnen von uns den richtigen Weg oder die passende Methode parat haben.


Wer nicht mehr lügt, vor allem sich selbst nicht mehr belügt,, braucht auch keine schnellen Pfoten. Der kann in aller Ruhe und entspannt mit seinem Hund seine Runden drehen und jeden Tag neue Kräfte sammeln, um für die Herausforderungen, die ohne jeden Zweifel vor uns liegen, gewappnet zu sein. Manchmal braucht es offenbar Krisen, um uns durch- und aufzurütteln, damit wir wieder den Boden unter unseren Füßen spüren und erkennen, wer und was wir wirklich sind. Bleiben wir uns treu und haben wir den Mut, zu sein wer wir wirklich sind. Dann sind wir authentisch, dann finden wir echte Freunde und dann folgen uns unsere Hunde. Denn die Vergangenheit lehrt uns, dass am Ende doch jede Lüge auffliegt, egal wie schnell oder langsam die Pfoten sind.


Es ist nicht wichtig, was andere über Dich sagen. Wichtig ist was dein Hund über Dich sagt!


©Marion Höft

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