Die Hundemama steht kurz vor der Geburt und die Vorbereitungen darauf sind abgeschlossen. Für die werdende Hundemama und ihre Welpen wurde eine Wurfbox aufgestellt, damit die Hundemama ihre Welpen in Ruhe zur Welt bringen und aufziehen kann, um sie auf den Weg in ihr Hundeleben zu stellen.
Kaum aber sind die Kleinen auf der Welt ist es vorbei mit dem Hundeleben. Menschen greifen nach den kleinen Welpen, drehen und betatschen sie, untersuchen sie, legen Sie auf die Waage und irgendwann wird das Hundekind zu seiner Mutter zurückgelegt.
Die Hundemutter versteht nicht was passiert, sie registriert nur dass ihr wertvollstes genommen wird: ihr Nachwuchs.
Auch nach dieser Erstuntersuchung kommt die kleine Familie nicht zu Ruhe. Die menschliche Verwandtschaft rückt an und jeder möchte einen süßen Welpen auch in seinen Händen halten. Nach und nach werden der Hundemutter abermals und immer wieder ihre Kinder genommen, Tagein und Tagaus.
Für die Mutter bedeutet dies erheblichen Stress, tut sie doch alles um ihren Nachwuchs zu schützen. Sie beginnt Menschen anzuknurren und, wenn diese Warnungen ignoriert oder nicht verstanden werden, auch zu schnappen, wenn sich jemand der Hundefamilie nähert.
Für diese nun als aggressiv abgestempelte Hündin, die lediglich ihren Instinkten folgt und auf ihren Nachwuchs achtet, hat der Mensch schnell eine Lösung: kommen Besucher oder zukünftige Käufer, um die Welpen zu tätscheln und von einem entzückten „ach sind die süß" zum nächsten zu kreischen, ist schnell eine Lösung gefunden: sie wird von ihren Welpen getrennt und weggesperrt.
Schließlich geht der Liebeswahn des Menschen über alles und die Welpen sollen sich am besten von Geburt an an den Menschen gewöhnen - alles artgerecht versteht sich.
Kaum beginnen die kleinen Hunde sich zu bewegen, hat die Hundemutter alle Pfoten voll zu tun, um die kleine Bande im Zaun zu halten. Sie stellt Regeln auf und setzt Grenzen, überlässt den Kleinen dabei aber einen Spielraum. Geht ein Welpe zu weit, wird er in seine Schranken gewiesen, manchmal auch energisch. Sie hat alles im Blick und alles im Griff denn sie weiß dass sie allein verantwortlich ist, dass aus den kleinen Rackern selbstsichere Hunde werden, die in dieser Welt zurechtkommen. Diese Aufgabe nimmt eine Hundemutter sehr ernst und stellt sie über alles. Geht es doch um das Überleben der eigenen Art.
Kaum aber maßregelt sie einen zu aufmüpfigen Welpen, meint der Mensch eingreifen und den Welpen vor seiner Mutter schützen zu müssen.
Na dann beißt der kleine Hund eben in die Hand des Mensch statt in die Pfoten seiner Mutter. Die Mutter hat dem Kleinen deutlich gezeigt, dass dieses Verhalten nicht geduldet wird, der Mensch aber findet es süß und belohnt die Zwickerei mit Zuneigung. Kaum aber wird dieses „Zwicken“, manche nennen es auch Liebesbisse, schmerzhaft, werden die kleinen Hunde zur Strafe weggesperrt. Dies ist die Höchststrafe für jeden Hund und für die Entwicklung eines Welpen mitunter fatal.
Nachdem die Kleinen unter Aufsicht der Hundemutter gelernt haben und hundemüde sind, kehrt Ruhe ein in der Box. Alle wollen nur noch ruhen. Doch weit gefehlt, nun rücken wieder Menschen an und die Kleinen werden aus dem dringend benötigten Schlaf gerissen, werden von jetzt auf gleich von Mutter und Geschwister getrennt, denn jetzt will der Mensch seinen Spaß mit dem Nachwuchs.
Protestiert die Mutter, wird Sie weggesperrt.
Nach acht Wochen ist es soweit, der Mensch hat festgelegt dass nach dieser Zeit die Welpen von ihrer Mutter getrennt werden können. Warum? Weil irgendwann irgendwer der Meinung war, dass dies der richtige Zeitpunkt sei, um die Welpen von ihrer Mutter und auch den Geschwistern trennen zu können. Zusätzlich wird behauptet, dass Welpen nur zwischen der achten und der zwölften Woche lernen können und daher in dieser kurzen Zeitspanne alles lernen müssen, was sie in der Menschenwelt können müssen. Für viele Welpen beginnt dadurch ein Stressmarathon, der viele kleine Hunde schlichtweg überfordert und sie mehr und mehr ein für uns problematisches Verhalten an den Tag legen. Ein Hundefreund kann daher der Erfinder dieser Behauptungen nicht gewesen sein.
Alle, die bereits ältere Hunde bei sich aufgenommen haben wissen aus Erfahrung, dass Hunde ein Leben lang lernen können und dies auch tun. Vielleicht manche einfach nur ein wenig langsamer aber sie lernen.
Die Natur hat an alles, wirklich alles gedacht und das entscheidet sie von den Menschen die meinen, das Rad ständig neu erfinden zu müssen. Beobachtet man die Mutter und ihre Welpen erkennt man schnell, dass eine Trennung mit 8 Wochen viel zu früh ist. Die Mutter ist noch mit der Erziehung beschäftigt und die Welpen hängen an ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Zusammen bilden sie eine Einheit, die der Mensch niemals ersetzen kann. Schon gar nicht mit völlig sinnbefreiten Spielen oder Auslastungskursen, in denen Welpen andere Welpen sozialisieren sollen, weit weg von der so wichtigen Nestwärme..
Acht Wochen sind wie im Flug vergangen. Menschen kommen, es wird laut und unruhig und die Hundemutter spürt instinktiv dass etwas nicht stimmt und reagiert entsprechend. Na egal, sie wird weggesperrt.
Hände greifen nach den kleinen Hunden und einer nach dem anderen verschwindet, wird von einer Sekunde auf die andere von seiner Mutter und seinen Geschwistern getrennt. Er wird in einer Transportbox ins Auto gesteckt und fährt alleine in die große, fremde Welt.
Eine Welt, die aus Sicht des Welpen erstmal vollkommen neu und beängstigend ist. Sie ist laut, hektisch und häufig sind da Kinder, die sich über den neuen „Spielkameraden“ freuen und ihm keine Ruhe mehr gönnen. Den wenigsten Menschen ist das enorme Ruhebedürfnis der Hunde bekannt. Hunde ruhen im Schnitt 16 bis 18 Stunden und mit zunehmenden Alter sogar mehr. Welpen benötigen am Tag bis zu 22 Stunden Ruhe. Wenn man nun die Fressenszeiten und Lerneinheiten davon abzieht, bleibt für menschliche Spiel- und Spaßfreuden nicht viel übrig.
Doch statt dem kleinen Hund zu helfen damit er sich in dieser für ihn unbekannten Situation zurechtfinden kann, wird er auf den Boden gestellt und sich selbst überlassen. Niemand zeigt ihm, was er wie tun soll. Statt Orientierung auf hündische Art von der Mama gibt es nun Freiheit ohne Grenzen und jede Menge Menschenliebe. Irgendwann ist auch der Mensch müde und nimmt sich seinen Schlaf.
Dem Welpen, der bis dahin in der Obhut und seiner Geschwister sicher war, wird ein kuscheliges Bett bereitgestellt. Auch wenn dieses Bett mit viel Liebe gekauft wurde, ist der Welpe gezwungen, die Nacht alleine und aus seiner Sicht völlig schutzlos zu verbringen. So alleingelassen suchen viele Welpen nach einem sicheren Ort, wo sie sich verkriechen können.
Das Schicksal vieler Welpen hat zugeschlagen: von einer Sekunde auf die andere ist er auf sich allein gestellt - mit 8 Wochen und kaum jemand hinterfragt. Es wurde schon immer so gemacht, also muss es ja richtig sein. So machen viele mit bei dem jemanden etwas empfohlen wurde von jemanden der etwas gelesen hat was jemand gedacht hat weil ihm jemand etwas geraten hat von dem er gehört hat, dass die Wissenschaft meint, dass es so richtig sein könnte.
Wann der richtige Zeitpunkt ist? Das sagt uns die Hundemama. Wenn wir hinsehen und das Leben beobachten anstatt uns ständig die Antworten auf das Leben im Internet, mittlerweile von einer programmierten KI generieren zu lassen, oder immer neuste Erkenntnisse von immer neuen medial angepriesenen Experten zu lesen.
Um die ca. 10te Woche herum beginnt die Mutter, sich von ihren Welpen zurückzuziehen und sie bereit für ein eigenständiges Überleben zu machen. Immer öfter schickt sie ihre Jungen weg, wenn diese bei ihr trinken wollen. Etwa eine Woche später beginnt die Mutter sich komplett von ihren Jungen abzuwenden und reagiert auch zunehmend genervt, wenn diese sie ständig belagern wollen. Dann wäre der richtige Zeitpunkt. Dann hat die Mutter ihre Aufgabe erledigt und gesunden Nachwuchs bereit fürs Leben gemacht.
Unser kompetentester Lehrmeister ist die Natur, von ihr können wir alles lernen und erkennen, was wirklich wichtig und richtig ist und nicht, wie wir etwas sehen sollen. Die beste Welpenschule bietet der Lehmeister Hund. Sie zu beobachten lehrt uns, dass es weder Auslastungseinheiten noch unkontrollierte Spielstunden sind, in denen die Mutter ihren Welpen überlässt, sich selbst zu sozialisieren. Und Welpenspielstunden finden wir in der Hundewelt schon gar nicht. Was der Mensch spielen nennt, ist nichts anderes als lernen. Bei uns Menschen war es bis vor einigen Jahren auch so, bis sehr viele in die Onlinewelt abgedriftet sind und ihre Kinder in diese kalte Welt mitgenommen haben.
Auf dem Bild sehen Sie unseren neuesten Zugang, die kleine Ida. Ida ist ein Geschöpft der Natur, weil die Familie der Hündin keinen Tierarzt gefunden hat, der die Hündin sterilisiert anstatt sie zu kastrieren.
Ida kam kurz nach der 12. Woche zu uns und sie lernt, welch Wunder, rasend schnell. Sie schaut sich vieles bei unseren älteren Hunden ab. Aber auch wir sind gefordert ihr zu helfen, damit sie sich bei uns zurechtfinden kann.
Diese Zeilen sollen zum Nachdenken und Hinterfragen anregen, nicht mehr aber auch nicht weniger. Nur weil es „schon immer so gehandhabt wurde“ oder ein Medienstar etwas empfiehlt, muss es nicht richtig sein.
Wenn wir wieder selber denken und lenken, beobachten und auf unsere Instinkte achten, kann nicht mehr viel schief gehen. Dann sind wir auf einen guten Weg, um wieder mit uns und der Natur in Kontakt zu kommen, anstatt von einer Empfehlung zur nächsten zu hecheln, weil es gerade wieder neuste Erkenntnisse gibt. Nicht selten sind es "neuste Erkenntnisse", die bereits unseren Großeltern bestens bekannt waren, ganz ohne Internet und Dauerbeschallung durch wen oder was auch immer.
Die helfende Pfote unserer Hunde ist uns dabei gewiss.
©️Marion Höft