Am 07.12.2024 bieten wir zu diesem Thema einen Abendvortag an, für den wir auch genügend Zeit eingeplant haben, um auf Ihre Fragen eingehen zu können.
Fast meint man, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Die Menschen werden von einer Krise in die nächste gestürzt und so beschäftigt merkt man kaum, dass wieder ein Jahr vergangen ist. Man freut sich auf eine kleine Verschaufpause und die Vorbereitungen für ein Weihnachtsfest im Kreise seiner Lieben sind in vollem Gange. Doch die vermeintlich nächste Katastrophe wartet bereits.
So rückt auch Silvester immer näher und lässt bei so manchem Hundeliebhaber den Blutdruck steigen und Panik macht sich breit: was tun an Silvester, wenn der Hund Angst vor dem Feuerwerk und der einhergehenden Knallerei hat?
Doch anstatt rechtzeitig Vorsorge zu treffen, warten viele Menschen, bis es buchstäblich fünf vor zwölf ist und hoffen auf Last Minute Tipps und Tricks aus dem Netz.
Damit es in diesem Jahr Silvester für Mensch und Hund entspannter verlaufen kann, kommt mein Silvesterpost bereits heute!
Lange Zeit wurde Betroffenen empfohlen, den Hunden Acepromazin zu verabreichen. Acepromazin ist ist ein Neuroleptikum und Sedativum. Es wird unter den Namen Prequillan, Sedalin, Calmivet und Vetranquil verkauft.
Über viele Jahre haben Hundehalter, die ihren extrem verängstigten Hunden dieses Mittel verabreicht haben, von guten Erfolgen berichtet. Die Hunde seien nach der Verabreichung richtig müde gewesen - nahezu unfähig sich zu bewegen- was dem Einfluss des Medikaments auf den Muskeltonus zuzuschreiben ist.
Unabhängige Studien haben belegt, dass dieses Sedativum dazu führt, dass die Angst der Hunde durch diese Medikamente nicht eingeschränkt wird, sondern dazu führt, dass die Hunde aufgrund dieser Medikamente nicht mehr in der Lage sind, körperliche Reaktionen zu zeigen. Sie werden lediglich sediert. Die Folgen für die verängstigten Hunde sind gravierend, sie bleiben in ihrer Panik vollkommen sich selbst überlassen, unfähig ihren Stress über ihren Köper wie Zittern oder Hecheln ein wenig abzubauen.
Aufgrund dieser Erkenntnisse warnen mittlerweile viele Tierärzte vor der Verabreichung von Acepromazin! Mehrere Kunden aber haben mir berichtet, dass Ihnen solche Medikamente von Freunden oder Bekannten empfohlen wurde.
Anzumerken ist, dass dieser Wirkstoff in der Humanmedizin nicht zugelassen ist!
Bei extrem verängstigten Hunden wird häufig auch die Anwendung von Benzodiazepinen empfohlen. Benzodiazepine zählen zu den psychotropen Substanzen und finden in der Medizin Verwendung als angstlösende, sedierende und hypnotisch wirkende Arzneistoffe.
Allerdings darf dieser Wirkstoff nicht erst gegeben werden, wenn der Hund bereits in Panik ist, da es hier zu einer paradoxen Reaktion kommen kann - die Erregung des Hundes wird weiter gesteigert.
Eine der bekanntesten Nebenwirkung dieses Stoffes ist ein stark vermehrter Appetit bis hin zu regelrechten Fressattacken und eine Enthemmung. Bei Hunden, die zu Aggressionsverhalten neigen, kann dies sehr problematisch sein.
Ehe versucht wird, Silvester mit verängstigten Hunden durch Verabreichen von Medikamenten zu überstehen, muss dies vorab dringend mit einem Tierarzt/einer Tierärztin abgeklärt werden.
In ihrer Angst suchen viele Hunde die Nähe zu ihren Menschen. Doch noch immer wird geraten, dieses Verhalten zu ignorieren. Wenn ihr Hund sich in seiner Panik an Sie wendet und Ihre Hilfe anfragt (und nichts anderes tut der Hund in dieser Situation), lassen sie ihn bitte nicht im Stich. Legen sie schützend ihren Arm um ihren Hund und bleiben sie ruhig!
Manche Menschen stopfen dem Hund Watte in die Ohren oder verwenden Hilfsmittel, die bei Geräuschangst helfen sollen. So z.B. Mutt Muffs oder sogenannte Thunder Shirts. Dies sind enganliegende, elastische Bodys, die auf den Hundekörper durch die sanfte Kompression einen beruhigenden Effekt haben sollen. Wieder andere schwören auf Duftstoffe oder Beruhigungsmusik.
Ich selber habe mit diesem Zubehör keine Erfahrung und empfehle sie daher nicht. Allerdings gibt es von meinen Kundinnen und Kunden Berichte, die die Wirksamkeit dieser Maßnahmen bestätigen.
Bei allen dieser Arzneien und Hilfsmittel muss man berücksichtigen, dass Hund nicht gleich Hund ist. Was bei dem einen hilft, kann bei einem anderen wirkungslos oder gar gefährlich sein. Daher kann man nur davor warnen, all die gut gemeinten Tipps und Tricks von anderen Leuten ungefragt zu übernehmen.
Was bei diesen Tipps und Tricks zur Gänze unterschätzt wird, sind die enormen Sinneswahrnehmungen unserer Hunde. Sie spüren bereits, sobald etwas in der Luft liegt. Diese Wahrnehmungen können wir weder wegtrainieren oder gar ausschalten. Diese liegen tief in unseren Hunden verborgen und funktionieren seit vielen vielen Jahren und haben ihnen ihr Überleben gesichert. Hier ist der Mensch gefordert zu lernen, diese zu verstehen und mit diesen umzugehen.
Aus diesem Grund verfehlen auch Trainings mit sog. "Geräusch-CDs häufig ihre versprochene Wirkung, denn sie können lediglich die entsprechenden Geräusche simulieren, nicht aber das, was die Hunde in den entsprechenden Situationen wirklich wahrnehmen und das ist so viel mehr.
Dies gilt besonders für den zunehmenden Trend, den Hunden „ein Schlückchen“ Eierlikör zu verabreichen. Der Organismus unserer Hunde ist nicht auf Alkohol ausgelegt. Alkohol wird bei Hunden ganz anders abgebaut als bei uns Menschen. Bevor diesem zweifelhaften Rat gefolgt wird, muss dies vorab mit einem kundigen Tierarzt einer Tierärztin abgeklärt werden. Berücksichtigt werden müssen Erkrankungen, eventuelle Unverträglichkeiten und vor allem: welche Menge soll ein „Schlückchen“ sein?
Bewährt haben sich bei manchen Hunden in Ausnahmesituationen Bachblütentropfen, die von naturheilkundlich arbeitenden Tierärzten und Tierheilpraktiker empfohlen werden
Meine Empfehlungen hiergegen sind einfach, schnell umzusetzen und kosten nichts:
Bitte bewahren Sie stets Ruhe!
Manche Hunde beruhigen sich bereits, wenn man sich zu ihnen setzt und den Arm um sie legt. Bei anderen Hunden hat „Kontaktliegen“ eine entspannende Wirkung.
Rollläden runterlassen, die Musik oder den Fernseher ein klein wenig lauter stellen oder auch das gemeinsame Aufsuchen ruhigerer Räume.
Auf keinen Fall aber sollte man seinen verängstigten Hund während des Feuerwerks alleine lassen, auch wenn es nur kurz ist.
Für den Menschen mag dies die Silvesterfreude etwas einschränken, für die betroffenen Hunde allerdings kann es erheblich weniger Angst und somit erheblich weniger Stress bedeuten.
Aus meiner Praxis kann ich berichten, dass sich besonders nach Silvester die Anfragen zur Beratung und Therapie für Angsthunde häufen.
Neue, nie zuvor gezeigte Verhaltensweisen und Ängste sind im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht entstanden!
Bitte warten Sie nicht bis es fünf vor zwölf ist. Noch ist Zeit, um sich umfassend zu informieren und vorzubereiten. Vor allem auf das was Ihr Hund wirklich braucht und nicht auf das, was andere per Ferndiagnostik meinen was ihm vielleicht helfen könnte, weil jemand etwas empfohlen hat was andere ihm oder ihr empfohlen haben.
Kommen Sie gut mit Ihrem Hund ins neue Jahr!
©️Marion Höft