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Wenn es doch der Mensch ist...


Hundetrainerin Mation Höft und ihr Herdenschutzhund
Hundetrainerin Marion Höft: Wenn es doch der Mensch ist..

Zu mir kommen häufig Menschen, die schon einiges mit ihren Hunden ausprobiert haben. Unter allen Betroffenen wiederholen sich die alten Methoden: Klick for Blick, Kommandos, Ablenkung mittels Leckerlies oder die unterschiedlichsten Konditionierungsmodelle mitsamt den kuriosesten Hilfsmitteln. 


Bei allen Menschen waren die Ergebnisse gleich. Die Verhaltensprobleme der Hunde hatten sich kurzzeitig gebessert und doch verfielen die Hunde wieder in ihre alten Verhaltensmuster. Sie haben wieder geschnappt, sich verkrochen oder Besucher vertrieben. 


Egal wie man die Konditionierungen oder Trainingsmethoden auch nennen mag, sie versuchen lediglich das Verhalten der Hunde zu ändern, übersehen aber die Ursachen. Sie übersehen die Tatsache, dass man die innere Haltung des Hundes beeinflussen muss, damit er sein, aus unserer Sicht, problematisches Verhalten ablegen und aus seinem Stress herauskommen kann. 


Übersehen wird, dass es keinen Sinn macht einen Hund ins Sitz oder Platz zu befehlen, wenn er seinem Menschen nicht vertraut. Wenn er seinem Menschen nicht zutraut, die aus Hundesicht kritischen Situationen zu meistern. 

Daher muss man sich stets die Frage stellen, WARUM tut der Hund was er tut?


Hund und Mensch sind untrennbar miteinander verbunden. Kommt es zu Problemen in der Beziehung geht es um Ursache und Wirkung und häufig ist die Ursache der Mensch, das Verhalten des Hundes ist lediglich eine Wirkung. 


Meist ist es eine nicht stimmige Kommunikation, manchmal liegt die Ursache der Beziehungsprobleme tief im Inneren des Menschen verborgen. Ein gutes Beispiel ist hier die Verhaltensänderung vieler Hunde, wenn Frauchen schwanger ist. Hunde spüren dies bereits vor dem Frauchen. Ihr Hormonhaushalt und somit ihr Geruch verändern sich und lässt den Hund sofort reagieren. Was soll man dem Hund dann abtrainieren? Sein normales hündisches Verhalten? Nein! Hier ist Frauchen gefordert an ihrem Verhalten zu arbeiten, damit der Hund auch mit dieser neuen Situation zurechtkommen kann. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird der Grundstein für ein späteres Zusammenleben von Kind und Hund gelegt.


Manchmal ist die Ursache des Problemverhaltens eine Erkrankung des Hundes. Dies muss erkannt werden, denn auch Krankheiten lassen sich nicht wegtrainieren. In diesen Fällen können nur Tierheilpraktiker oder Tierärzte für Abhilfe sorgen. 


Zu mir kommen viele Menschen, bei denen sich im Laufe des Gesprächs z.B. herausstellt, dass sie an einer Depression erkrankt sind. Meist fällt den Betroffen erst während unseren  Gesprächs auf, dass die Hunde auf die Erkrankung ihrer Menschen bereits vor Bekanntwerden durch Verhaltensauffälligkeiten reagiert haben. 


Bei diesen Menschen kann ich aufgrund meiner Ausbildung und langjährigen einen Weg einschlagen, der die Betroffenen fordert aber nicht überfordert. Ich kann ihnen zeigen, wie sie die helfende Pfote ihres Hundes annehmen können, um gemeinsam mit ihrem Hund durch diese schwere Zeit zu kommen. Mehr als einmal konnte ich durch meine langjährige Erfahrung und mein Verständnis des „Hundetrainings" eine Trennung von Mensch und Hund abwenden. 


Manchmal aber haben die Verhaltensauffälligkeiten der Hunde ihre Ursache ganz woanders. Der Mensch fühlt sich in seiner Haut nicht wohl, hat allgemeine körperliche Beschwerden oder Erkrankungen. An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass Hunde Erkrankungen bei Menschen aufgrund der stattfindenden biochemischen Reaktionen riechen können. Ich denke hier nur an die Diabestes-Spürhunde.


Eine besondere Zeit, vor allem für Frauen, sind die Wechseljahre. Diese Hormonumstellung geht häufig einher mit ausgeprägten Stimmungsschwankungen, häufiges Schwitzen und der damit verbundenen Änderungen des vertrauten Körpergeruchs sowie nächtliche Unruhe, unter denen nicht nur die Frauen sondern auch das Umfeld inklusive der Hunde leiden. Auch hier brauchen die Hunde kein Training, sondern Frauchen Unterstützung.


Heute weiß man, welch enormen Einfluss die Ernährung auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit haben. Daher gilt es, auch die Ernährung, nicht nur unserer Hunde, kritisch zu hinterfragen und auch mal die Rückseite all der verlockend gestalteten Produkte zu studieren. Viele lesen sich mittlerweile mehr wie Chemiebausätze als Mittel zum Leben.


Hundetraining ist so viel mehr als nur Hunde zu trainieren oder sie zu konditionieren. Um Hunden aus ihrem für uns problematischen Verhalten heraushelfen zu können, braucht es eine ganzheitliche Betrachtung und Herangehensweise, damit Mensch und Hund wieder ins Gleichgewicht kommen können. 


Wenn der Mensch das Problem verursacht hat oder sogar das Problem ist, kann nur der Mensch die Lösung sein! Eigentlich ganz einfach. Dazu aber muss bereit sein zuzugeben, dass viele Ursachen häufig „Hinter der Leine" zu finden sind.



©️Marion Höft

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